Mit diesen Maßnahmen machen wir die Alte Bürger zur Klimameile

Als zentrales Ergebnis des Energetischen Quartierskonzeptes wurden elf Maßnahmen erarbeitet, die die Alte Bürger noch lebenswerter und zukunftsfähig werden lassen. Die folgenden Beschreibungen beziehen sich in erster Linie auf eine Umsetzung durch entsprechende Stellen und Einrichtungen der Stadt Bremerhaven – trotzdem brauchen wir das private Engagement der Bürger*innen und die Bereitschaft für Veränderungen. Die Quartiersmeisterei und das Klimastadtbüro freuen sich auf Rückmeldungen zu den hier vorgestellten Maßnahmen.


Maßnahmen im Überblick

Bitte klicken Sie auf die Maßnahmen, um die Beschreibungen ein- oder auszublenden.

• M1 Sanierungsmanagement

Der Magistrat setzt ein Energetisches Sanierungsmanagement "Klimameile Alte Bürger" gemäß KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) Programm 432 ein.

Ausgangslage

Mit der Erstellung eines Energetischen Quartierskonzeptes wurden viele Handlungsempfehlungen benannt. Um das Ziel eines klimaneutralen Quartiers zu erreichen, müssen unterschiedliche Akteure sowie Zielgruppen angesprochen, motiviert, vernetzt und mit technischer und organisatorischer Expertise versorgt werden. Es müssen Informationsangebote inklusive individueller Finanzierungsberatungen für Anlieger*innen, eine technisch planerische Unterstützung von Gebäude-Sanierungsmaßnahmen und eine städtebauliche Richtungsentwicklung zur Klimaneutralität organisiert werden.

Maßnahmenziel

Die Entwicklungsschritte hin zu einem klimaneutralen Quartier mit nachhaltiger urbaner Lebensweise, die sich aus dem Quartierskonzept und dem allgemeinen Handlungsdruck ergeben haben, werden von einer Ansprechperson vor Ort initiiert, kommuniziert und organisatorisch betreut.

Ausgestaltung

  • Das Klimastadtbüro stellt (analog zum Energetischen Quartierskonzept) einen Förderantrag bei der KfW (Programm 432, Teil b) über die Bezuschussung der Personal- und Sachkosten des Energetischen Sanierungsmanagements (ESM) über 75 %.
  • Mit den Mitteln kann eine Personalstelle geschaffen werden und Fachleistungen Dritter beauftragt werden.
  • Das ESM ist gemäß den Förderkriterien durch eine*n Expert*in mit Berufserfahrung in der Stadtplanung, Energieplanung oder vergleichbarer Qualifikation zu besetzen. Der Umstand von einem Quartiersmanagement als Querschnittsaufgabe bringt es mit sich, dass unterstützende Dienstleistungen bestimmter fachlicher Qualifikation in Anspruch genommen werden müssen. Im Detail betrifft das: Energietechnische Qualifikation im Gebäudebereich, spezifische Beratungsleistungen für Finanzierung und Gebäudesanierungen, Öffentlichkeitsarbeit und Kampagnen und Unterstützung bei der Datenerhebung für ein Treibhausgas-Monitoring im Quartier.

Chancen & Herausforderungen

Die nötigen Beschlüsse der politischen Gremien müssen gefasst werden. Die Laufzeit für ein Energetisches Sanierungsmanagement beträgt drei Jahre plus eine optionale zweijährige Verlängerung.

• M2 Nahmobilitätskonzept Alte Bürger

Der Magistrat lässt ein Nahmobilitätskonzept erarbeiten – unter Berücksichtigung der Ergebnisse des Energetischen Quartierskonzepts, des geplanten Verkehrslabors, des Entwicklungskonzepts Rudloffquartier und vergangener Bürgerbeteiligungen.

Ausgangslage

Der Verkehrsraum in und um die Alte Bürger wird auch von der Gastronomie, dem Einzelhandel und durch Veranstaltungen genutzt. Die aktuelle verkehrliche Gestaltung entspricht jedoch nicht den Erwartungen einer hohen Aufenthaltsqualität und ist nicht auf die Bedürfnisse langsamer, nicht-motorisierter Verkehrsteilnehmer*innen (Fuß- und Radverkehr) ausgerichtet. Es bestehen bereits Ansätze zur verkehrlichen Umgestaltung der Alten Bürger in Form von Konzepten und Bürgerbeteiligungen (Rahmenplan Rudloffstraße, Bürger*innenbeteiligung im Rahmen der aktuellen Erstellung des IEK und VU Bremerhaven Lehe/Mitte-Nord, das vorliegende IEQK und das geplante Verkehrslabor Bürgermeister-Smidt-Straße), die jedoch nicht oder nur teilweise umgesetzt wurden.

Maßnahmenziel

Die bestehenden Ansätze werden miteinander verknüpft und in eine konkrete beschlussfähige Form mit dem Ziel der zeitnahen Umsetzung gebracht. Es entsteht ein Nahmobilitätskonzept, in dem die Förderung von klimaschonenden Mobilitätsformen (Fuß- und Radverkehr, ÖPNV, E-Mobilität, Sharing-Angebote) und die Verbesserung der Aufenthaltsqualität auf Quartiersebene im Vordergrund stehen.

Ausgestaltung

Zusätzlich zu den bestehenden Ansätzen aus den oben gelisteten Konzepten und Bürger*innenbeteiligungen sollen folgende im Rahmen des vorliegenden IEQK abgeleiteten Maßnahmenvorschläge im Nahmobilitätskonzept berücksichtigt werden:

  • Erneuerung der Schleusenstraße zur Schaffung einer besseren visuellen, begrünten Fuß- und Fahrradverbindung zwischen der Gildemeisterstraße und der Weserpromenade
  • Zusätzliche, fußläufige Verbindung auf Höhe der Bürgermeister-Smidt-Str. 204 zwischen Bürgermeister-Smidt-Straße und Rudloffstraße (derzeit leerstehender, eingeschossiger Bau)
  • Fahrrad- und fußgänger*innenfreundliche Erneuerung der Gartenstraße und der Gildemeisterstraße
  • Ausbau der E-Ladeinfrastruktur im Quartier
  • Einbindung in das Stadtentwicklungskonzept Lehe/Mitte-Nord

Chancen & Herausforderungen

Die Abwägung und Berücksichtigung der Belange aller Verkehrsteilnehmer*innen (Fußgänger*innen, Radfahrende, ÖPNV, motorisierter Individualverkehr, ruhender Verkehr) ist heraufordernd.

• M3 Runder Tisch Wärmeversorgung Klimameile

Der Magistrat initiiert einen runden Tisch zur Gemeinsamen Wärmeversorgung mit erneuerbaren Energien in der Klimameile

Ausgangslage

Die Gebäudeeigentümer*innen stehen bei einer Sanierung vor der Entscheidung: Anschluss an das Wärmemetz oder eigene Wärmeerzeugung? Über den Dialog mit den lokalen Wärmenetzbetreibern kann geklärt werden, wie konkret die Pläne sind, klimaneutrale Wärme möglichst bald zu liefern - und wie dieser Prozess möglicherweise positiv beeinflusst werden. Dazu gehört auch die Diskussion, ob Wärme aus Müll oder Biomasse als klimaneutral zu betrachten ist.

Maßnahmenziel

Erstes Ziel ist die Schaffung eines gut besetzten Gremiums aus Vertreter*innen der Politik, der Stadtverwaltung und der Wohnungs- und Energiewirtschaft. Hierüber wird eine nahezu klimaneutrale Wärmeversorgung aufgebaut, damit Gebäude mit dem Ziel "Klimaneutralität" an das Wärmenetz angeschlossen werden können. So können die Vorteile einer gemeinschaftlichen Wärmeversorgung genutzt werden.

Ausgestaltung

  • Initiieren und Organisieren von einem Runden Tisch "Wärmeversorgung Klimameile"
  • Diskutieren verschiedener Versorgungsvarianten
  • Grundlage für die Gespräche sind der Wärmebedarfsatlas Bremerhaven, die Wärmestrategie der Wesernetz, der Vertrag "Nutzung öffentlicher Verkehrswege Fernwärmeversorgungsnetz"

Chancen & Herausforderungen

Die übergeordnet geplante Stadtentwicklungsmaßnahme Lehe/Mitte Nord, in deren Bereich die Klimameile liegt, verleiht dem Ansatz deutliches Gewicht und bietet finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten für technische Umstellungen.

• M4 Beratungskampagne "Klimaneutrales Haus" für Gebäudeeigentümer*innen

Das Sanierungsmanagement organisiert eine aufsuchende, initiierende Beratung zur energetischen Sanierung der Gebäude und Nutzung von Erneuerbaren Energien.

Ausgangslage

Über die energetische Sanierung der Gebäude und die Nutzung von Solar- und Umweltwärmeenergie (z. B. Geothermie) kann der Energieinput in das Quartier deutlich gesenkt werden. Von zentraler Bedeutung ist dabei die Handlungskette: Hülle dämmen und dichten – Umweltwärme über Wärmepumpe nutzen – Temperaturen senken – Photovoltaik nutzen. Die meisten Gebäude der Alten Bürger sind weit von diesem Standard entfernt, können jedoch durch ihre ähnliche Baustruktur gut mit einer einheitlich umsetzbaren Beratungs- und Sanierungsstrategie abgedeckt werden.

Maßnahmenziel

Es findet eine Begleitung der Gebäudeeigentümer*innen auf dem Weg zum klimaneutralen Gebäude statt. Die Entscheidung zur Umgestaltung und Modernisierung von Gebäuden wird auf Basis von gut aufbereiteten Informationen gefällt. Eigentümer*innen werden durch das Sanierungsmanagement oder Energieberater*innen auch hinsichtlich der Finanzierungsmöglichkeiten beraten (s. M6).

Ausgestaltung

In vielen Fällen bedarf es keiner ausführlichen Beratung, sondern oft ist eine orientierende Einschätzung von Möglichkeiten und Chancen als Initiierung einer Sanierung ausreichend. Gemeinsam mit den Eigentümer*innen wird eine Übersicht der Möglichkeiten und Chancen erstellt, die die Grundlage für Folgeberatungen durch Handwerker*innen bildet. Eine mögliche Fortführung der Beratung wäre die Erstellung eines individuellen Sanierungsfahrplans (iSFP) über ein weiteres Förderprogramm und die konkrete Sanierungsbegleitung über eine*n Energieberater*in. Das Sanierungsmanagement kann als "von der Stadt beauftragt" den Sanierungsprozess begleiten und unterstützen.

  • Bewerbung der initiierenden Beratung im Quartier durch Öffentlichkeitsarbeit
  • Orientierende Erstberatung
  • Konkretisierung für ein Sanierungsvorhaben
  • Begleitung während der Sanierung
  • Evaluation in Kontext zum Ziel "Klimaneutralität"

Chancen & Herausforderungen

Es bieten sich verschiedene Kooperationen an: lokale Energieberater*innen und Handwerksbetriebe sollten angesprochen werden. Zudem könnten die gemeinnützige Klimaschutzagentur energiekonsens, die Hochschule Bremerhaven und/oder die Verbraucherzentrale eingebunden werden.

• M5 Energiesparberatung für Mieter*innen

Das Sanierungsmanagement organisiert eine aufsuchende Energiesparberatung, um auch Mieter*innen und nicht investitionsbereite Eigentümer*innen in den Prozess der klimaneutralen Entwicklung der Klimameile einzubinden.

Ausgangslage

Grundsätzliche Investitionsentscheidungen in das Gebäude können Mieter*innen nicht treffen. Aber über das Nutzungsverhalten und die Haushaltsausstattung können sie ihren Energieverbrauch, den Energieeinkauf und ihre Energiekosten beeinflussen. Es besteht neben einer solchen technisch ausgerichteten Sparberatung der Bedarf, die Mieterschaft im Umgang mit ihren Vermieter*innen zu stärken, indem beispielsweise Einwirkungsmöglichkeiten und Rechtsansprüche deutlich gemacht werden.

Maßnahmenziel

Über eine niedrigschwellige und persönliche Beratung in den Haushalten und kleingewerblichen Betrieben wird der Energieverbrauch reduziert.

Ausgestaltung

In Bremerhaven gibt es beratende Einrichtungen, u. a. die Verbraucherzentrale. Diese können in das Angebot der Energiesparberatung mit eingebunden werden. Ein Teil der begleitenden Beratung könnte auch vom Sanierungsmanagement selbst übernommen werden.

  • Bewerbung der Energiesparberatung über die Öffentlichkeitsarbeit
  • Verteilung an die beratenden Einrichtungen bzw. Beratung durch das Sanierungsmanagement

Chancen & Herausforderungen

Es handelt sich um eine niedrigschwellige Maßnahme.

• M6 Finanzierungsberatung "Klimaneutral lohnt sich"

Das Sanierungsmanagement etabliert mit lokalen Banken eine regelmäßige Beratungsmöglichkeit im Quartier, die für Sanierungswillige eine synergetische Finanzierungs- und Sanierungsberatung kostenfrei anbietet.

Ausgangslage

Meist genanntes Hemmnis gegenüber (energetischer) Gebäudesanierung ist der Mangel an Geld. Dieser Sachstand ist in der Alten Bürger angesichts des lokalen Miet- und Immobilienwertniveaus verstärkt gegeben.

Maßnahmenziel

Die Finanzierungsberatung eröffnet durch die Verbindung mit der umfassenden Sanierungsberatung (s. M4) eine Förderkulisse und Darlehensfinanzierung, um sanierungswilligen Eigentümer*innen die richtigen ersten Schritte zur Klimaneutralität ihres Gebäudes zu ermöglichen. So wird die Anzahl der eröffneten Sanierungs- und Fördervorgänge erhöht.

Ausgestaltung

  • Akquirieren von Beratungspersonal der lokalen Banken
  • Organisation der Zusammenarbeit mit dem Beratungspersonal und Abstimmung der Beratungsstrategie
  • Schulung des Beratungsstabes bezüglich BEG-Förderung, Städtebauförderung (Lehe/Mitte-Nord), steuerlicher Sonderabschreibungen und Sanierungsstrategie
  • Organisation von Zeiten, Ort, Konditionen der Beratung etc.
  • Bewerbung und Evaluation des Angebots

Chancen & Herausforderungen

Die Konditionen für ein regelmäßiges Beratungsangebot müssen mit lokalen Banken geklärt werden.

• M7 Verkehrslabor Bürgermeister-Smidt-Straße

Das Sanierungsmanagement organisiert mit dem Magistrat und dem Arbeitskreis Verkehr der Quartiersmeisterei Alte Bürger ein Verkehrslabor, um experimentell und zeitlich begrenzt veränderte Aufteilungen und Nutzungsmöglichkeiten der Straßenräume zu erforschen.

Ausgangslage

In der Bürgermeister-Smidt-Straße überlagern sich verschiedene Funktionen und Nutzungsansprüche. Der motorisierte Verkehr konkurriert mit den auf der Fahrbahn fahrenden Radfahrer*innen, die Gastronomie beansprucht Parkbuchten für ihren Außenraum, Anwohner*innen wollen ein sicheres Wohnumfeld, tagsüber ihre Ruhe genießen und genauso wie Besucher*innen entspannte Abende in der lokalen Gastronomie genießen. Um den verschiedenen Nutzungsansprüchen gerecht zu werden, missbräuchliche Nutzung des Verkehrsraums (z. B. durch sogenannte Poser) zu verhindern und gleichzeitig eine nachhaltige Lebensweise und ressourcenschonende Mobilität zu fördern ist eine intelligente Neugestaltung der Bürgermeister-Smidt-Straße nötig. Die gegenwärtige Rechtslage verhindert eine unkomplizierte Änderung des Verkehrs zugunsten der nicht-motorisierten Teilnehmer*innen und der Aufenthaltsqualität. In der Alten Bürger hat dies in der Vergangenheit bereits dazu geführt, dass geänderte Regelungen wieder zurückgenommen werden mussten. Im Zuge des unter Beteiligung der Öffentlichkeit entwickelten Rahmenplans Rudloffstraße wurden bereits Varianten für die Umgestaltung der Bürgermeister-Smidt-Straße entwickelt.

Maßnahmenziel

Mit der Maßnahme “Verkehrslabor Bürgermeister-Smidt-Straße” entsteht eine bedarfsgerechte Umgestaltung der Bürgermeister-Smidt-Straße, die im Rahmen eines Verkehrsversuches temporär erprobt wird. So werden gleichwohl klimagerechte Mobilitätsformen gefördert als auch ein Beitrag zur Verbesserung des Stadtklimas geleistet. Das Verkehrslabor ergänzt die Maßnahme M2.

Ausgestaltung

Im Mittelpunkt des Verkehrslabors Bürgermeister-Smidt-Straße steht die Durchführung eines Verkehrsversuches zur Erprobung von Umgestaltungsmöglichkeiten der Bürgermeister-Smidt-Straße (inkl. Kreuzungsbereiche). Ein Verkehrsversuch nach § 45 der StVO stellt dabei die Möglichkeit dar, über einen begrenzten Zeitraum eine bestimmte Umgestaltungsvariante im realen Raum zu erproben.

Im Zuge des Verkehrsversuches soll die in 2021 coronabedingt umgesetzte Umwidmung von Längsparkstreifen als gastronomische Außenbereiche beibehalten und um die Schaffung hochwertiger Fahrradabstellanlagen ergänzt werden.

Mit einem Kunstwettbewerb zur Gestaltung von nachhaltigen gastronomischen Außenbereichen (z. B. in Form von Parklets aus Recyclingholz mit Rankpflanzen oder von der Nachbarschaft bemalten Einfriedungen aus Recyclingholz mit Blumenkästen mit bienenfreundlichen Blühpflanzen) soll das Thema Nachhaltigkeit ins Bewusstsein des Quartiers gerückt werden. Gleichzeitig gewinnen die am schönsten, nachhaltigsten und grünsten gestalteten Außenbereiche einen Preis und die Aufmerksamkeit der Kund*innen.

Chancen & Herausforderungen

Es wird voraussichtlich die Unterstützung eines Planungsbüros benötigt. Siehe auch M2.

• M8 Intensivbehandlung Problemimmobilien

Das Sanierungsmanagement ermittelt die lokalen Problemimmobilien und deren Eigentümer*innen, um dort intensiv und offensiv für die Behebung dieser baulichen Missstände und Leerstände einzutreten.

Ausgangslage

In der Alten Bürger existieren einige Gebäude mit erheblichem Sanierungsstau und teilweise Leerstände, die auf einen nicht pflichtgemäßen Umgang der jeweiligen Eigentümer*innen mit den Immobilien schließen lassen. Die Vermutung liegt nahe, dass die Gebäude als Spekulationsobjekte zweckentfremdet oder zumindest ohne nachhaltiges Bestandsmanagement extensiv vermietet werden. Die Eigentümer*innen sind oft weit entfernt, teilweise im Ausland ansässig und für eine Kontaktaufnahme schwer zu greifen.

Maßnahmenziel

Der soziale und energetische Missstand wird behoben durch Ermitteln, Aufsuchen, intensive Ansprache und ggf. das Ausschöpfen aller verfügbaren ordnungsrechtlichen Mittel bzw. der Weiterverfolgung von Gesetzesinitiativen. Die Eigentümer*innen werden zur sachgemäßen Instandhaltung/Sanierung und umfassenden Nutzung bewegt. Andernfalls soll ein Verkauf der strittigen Immobilien erreicht werden.

Ausgestaltung

  • Ermitteln der Eigentümeradressen mithilfe des Katasteramtes
  • Kontaktaufnahme, Information, Problemeingrenzung, Verhandlung
  • Intensive Unterstützung handlungswilliger Eigentümer*innen
  • Eruieren und Einleitung der Anwendung von ordnungsrechtlichen Mitteln, ordnungsrechtliche Lücken identifizieren, Lückenschluss verfolgen
  • Einschalten der zuständigen städtischen Stellen zur Unterstützung und Durchsetzung erforderlicher Ordnungsmaßnahmen mit dem Ziel eines modernisierten, voll und nachhaltig nutz- und vermietbaren Gebäudebestandes

Chancen & Herausforderungen

Das Ermitteln insbesondere der im Ausland sitzenden Eigentümer*innen setzt zeitintensive detektivische Arbeit voraus.

• M9 Stadtgrüne Netzwerke

Das Sanierungsmanagement etabliert Anwohner*innennetzwerke zur privat getragenen Begrünung von privaten, halböffentlichen und öffentlichen Freiflächen sowie Gebäudeflächen

Ausgangslage

Als Ergänzung zur von der Gemeinde bereitgestellten grünen Infrastruktur ist die Begrünung des Stadtraums im Bottom-Up-Prinzip in Form von privat organisierten Urban Gardening-Projekten, Fassaden- und Dachbegrünungen oder privat gepflegten Beeten im Straßenraum ein wachsender Trend in Großstädten. In der Alten Bürger sind bereits Ansätze von Begrünungspraktiken aus der Zivilgesellschaft im öffentlichen Straßenraum vorhanden. Gemeinschaftlich organisierte Begrünungsprojekte stärken die Identifikation mit dem eigenen Stadtteil, erweitern das Bewusstsein für ökologische Zusammenhänge, schaffen ein Gefühl der Selbstwirksamkeit der Teilnehmenden und stärken den Nachbarschaftsbund. Zusammen mit intensiv begrünten Hausgärten und Balkonbegrünungen im privaten Außenraum leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Vergrößerung des Lebensraums für Flora und Fauna in der Straße und verbessern das Mikroklima.

Maßnahmenziel

Anwohner*innennetzwerke werden als Organisationsstrukturen etabliert, die das Engagement Einzelner fruchtbar verbinden und eine langfristige Selbstorganisation der Initiativen ermöglichen. Letztendliches Maßnahmenziel ist es, zusammen mit intensiv begrünten Hausgärten und Balkonbegrünungen im privaten Außenraum einen evidenten Beitrag zur Vergrößerung des Lebensraums für Flora und Fauna in der Straße zu leisten und Mikroklima, Stadtbild und Lebensqualität zu verbessern.

Ausgestaltung

  • Etablierung eines Anwohnernetzwerkes „Baum- und Beetpflege im Straßenraum” (Baum-/Beetpatenschaften)
  • Etablierung eines Anwohnernetzwerkes Kunstwettbewerb Grüner Gastronomischer Außenbereich
  • Koordinierung der Suche nach geeigneten Flächen für Urban Gardening Projekte (z. B. auf der Fläche des ehemaligen Bauhofs)
  • Kampagnenarbeit zu Gebäudebegrünungen/ Garagenbegrünungen

Chancen & Herausforderungen

Handlungsfähigkeit der privaten Organisationsstrukturen muss sichergestellt werden, damit begrünte Flächen kontinuierlich gepflegt werden. Ggf. sind Ansprechpersonen sowohl in den Anwohner*innennetzwerken als auch bei der Stadt zu identifizieren bzw. zu benennen.

• M10 Kommerz und Kultur – klimaneutral!

Die Erlebnis Bremerhaven GmbH, die Werbegemeinschaft und das Sanierungsmanagement befördern und bewerben gezielt nachhaltige gewerbliche/gastronomische Angebote im Quartier.

Ausgangslage

Die Gastronomie und das Gewerbe sind in der Alten Bürger straßenbildprägend. Nachhaltiger Konsum ist ein weiterer Baustein, um das Quartier in Richtung Klimaneutralität zu entwickeln. Gleichzeitig haben Gastronomie und Gewerbe als Aushängeschilder des Quartiers großes Potenzial, den Wandel zu begleiten und für Bewohner*innen und Gäste sichtbar, erlebbar und attraktiv zu machen.

Maßnahmenziel

Einzelhändler*innen und Gastronom*innen konnten für die Idee gewonnen werden, ein klimafreundliches Angebot zu etablieren. Neben der Erreichung von CO2- und Energie-Einsparungen wurde vor allem eine quartiersbezogene Identität und Authentizität geschaffen – es gibt eine qualitative und konzeptionelle Abgrenzung gegenüber austauschbaren “Mainstream”-Angeboten. Zudem hat der Wandel auch für (überregionale) Aufmerksamkeit gesorgt. Mit der Attraktivitätssteigerung wurden neue Konsument*innengruppen erschlossen und andere Stadtteile und Gemeinden inspiriert.

Ausgestaltung

  • Die Erlebnis Bremerhaven GmbH wird beauftragt mit der Etablierung eines gemeinsamen Marketings für nachhaltige Gastronomie und Gewerbe in der Alten Bürger, perspektivisch in der Gesamtstadt.
  • Auszeichnung von klimafreundlichen Betrieben mit Abzeichen/Würdigungen/Öffentlichkeitsarbeit
  • Sharing-Gedanken unter den Händler*innen und der Gastronomie
  • Mobilität: Dauerhafte Bewerbung und Förderung von privatem und gewerblichem Car- und Bike-Sharing. Einkäufe für mehrere Betriebe gegebenenfalls gemeinsam organisieren
  • Das ESM setzt sich für die Gründung eines grünen Retail Labs (Einzelhandelslabors in leerstehenden Erdgeschosslagen) ein
  • Austauschworkshop mit Gastronomie und Kultur zu passenden Themenschwerpunkten
  • Gerichte bzw. Speisekarten so kennzeichnen, dass der Treibhausgasausstoß der Angebote sichtbar wird. Immer eine klimafreundliche Alternative anbieten. Anzahl an Fleischgerichten reduzieren bzw. vegetarische/vegane Alternativen anbieten
  • Essens- und Getränkebehälter als Mehrweglösung anbieten oder von Kund*innen selbst mitgebrachte Behälter akzeptieren und belohnen (durch Rabatt)
  • Küchen und Gastraumausstattung überprüfen: Energieeffiziente Geräte anschaffen, Beleuchtung austauschen, Beleuchtung nachts ausschalten bzw. reduzieren
  • Klimameile goes PUBlic: Analog zu “Science goes PUBlic” wird ein Format etabliert, in dem ein*e Referent*in in einer Bar Ideen zu klimaneutralen Quartieren vorstellt

Chancen & Herausforderungen

Mit der Werbegemeinschaft besteht im Quartier bereits ein Netzwerk, das sich für die Ansprache durch das Sanierungsmanagement anbietet.

• M11 Netzwerk Klimameile

Das Sanierungsmanagement initiiert den privaten Austausch und etabliert Netzwerke für eine nachhaltige urbane Lebensweise im Quartier

Ausgangslage

Um ein klimaneutrales Quartier zu entwickeln reicht es nicht, Häuser zu dämmen und Fahrradwege anzulegen. Auch der Alltag der Bewohner*innen muss klimafreundlicher werden. Der Wandel des privaten Lebensstils hin zu mehr Nachhaltigkeit entsteht am besten durch die gegenseitige Inspiration und Motivation der Bewohner*innen und Gewerbetreibenden.

Maßnahmenziel

Die Zielgruppe hat ein Bewusstsein und eine Bereitschaft für einen Lebensstilwandel gewonnen und setzt entsprechende Schritte um. Das Sanierungsmanagement hat sowohl bereits bestehende Angebote im Quartier (bspw. des Einzelhandels) gestärkt als auch Initiativen und Netzwerke (siehe hierzu auch M4 und M9) geschaffen, die sich mit Aspekten einer nachhaltigen Lebensweise beschäftigen. Es findet eine ständige Weiterentwicklung und Weiterbildung zum Thema “nachhaltige und urbane Lebensweise im Quartier” statt, so dass neue Impulse jederzeit aufgegriffen werden können.

Ausgestaltung

Die Hauptfelder sind Wohnen/Energie, Wohnumfeld/öffentlicher Raum, Mobilität und Konsum. Als Angebote für die Quartiersbewohner*innen sind u. a. denkbar:

  • Klimalots*innen als Ansprechpersonen und Initiator*innen im Quartier benennen und befähigen
  • Foodsharing stärken: Kühlschrank und Regal zum Tausch von Lebensmitteln, die überschüssig sind oder das angegebene Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten haben und dennoch genießbar sind
  • Niedrigschwellige Beratungen mit Kooperationspartner*innen (z. B. Stromsparcheck, Verbraucherzentrale, Ernährungsrat, …) anbieten (z. B. Flyer einwerfen, Plakate, nebenan.de); mögliche Themen: effiziente Elektrogeräte, Beleuchtung, Mobilitätsberatung, Ernährungsberatung
  • Veranstaltungen und Austauschmöglichkeiten anbieten und auf öffentliche Sitzungen von Gremien hinweisen: AK Klimaschutz, Ausschuss-Sitzungen, Stadtverordnetenversammlung etc.
  • Angebote für eine nachhaltige urbane Mobilität schaffen bzw. stärker bewerben: z. B. Lastenfahrräder, Car Sharing
  • Mehrwegprodukte stärken: z. B. Leitungswasser-Auffüllpunkte etablieren, Leitungswasser-Kampagne, Mehrweg-To-Go-System (Getränke und Nahrungsmittel) etablieren

Chancen & Herausforderungen

Es werden dauerhaft treibende Kräfte benötigt, damit das Netzwerk nicht an Fahrt verliert. Hierfür eignen sich die Klimalots*innen, die mit dem Sanierungsmanagement, der Quartiersmeisterei und dem Klimastadtbüro im Austausch stehen sollten.

 

Ihr Kommentar zu den Maßnahmen

Das Klimastadtbüro und die Quartiersmeisterei freuen sich auf Ihre Rückmeldung zu den Maßnahmen.

 

Logos der Projektleitung und Projektförderer